In allen Zeiten und bis heute haben Menschen einen ambivalenten Zugang zu Schlaf.
Schlaf ist ein zentraler Aspekt unseres Daseins. Er ist der „Bruder der Wachheit“, er ist sowohl Gegenstück als auch Voraussetzung für Wachheit.
Schlaf ist auch der „Bruder des Todes“. Im Schlaf verlieren wir die Kontrolle, werden hilflos. Der Schlaf kann sich uns verweigern – in der Schlaflosigkeit, er kann beschwerlich sein und Albträume bescheren. In der „Wachheitsgesellschaft“ ist Schlaf ein notwendiges Übel, das es so klein und kurz wie möglich zu halten gilt. Der Schlaf ist zu optimieren, um in der Wachheit leistungsfähig zu sein.
Schlaf ist Geborgenheit. Im Schlaf können wir auch ganz loslassen, nichts tun, nichts denken, uns fallen lassen im Vertrauen. Im Schlaf kann Gott ganz nahe sein. Im Traum spricht Gott zu Samuel und zu Josef.
Der Schlaf bewegt Menschen. Fehlende Schlaf treibt sie um. Alle diese unterschiedlichen Aspekte von Schlaf finden sich daher auch in der Bibel: Ausruhen, Entspannen, Erholen, Kontrollverlust, Ausgesetzsein, Albtraum, Tod; Faulheit und Wirklichkeitsverweigerung; Gottesnähe und Gottesbeziehung, Optimierter Schlaf, Schlaflosigkeit und der immerwache Gott.

Eva Posch und Herta Baumann

4.2.2023 • FALLEN LASSEN        • Worte zur Schrift von Eva Posch
11.2.2023 • SCHLAFMÜTZE?!      •  Worte zur Schrift von Herta Baumann
18.2.2023 • HÖREN IM SCHLAF  • Worte zur Schrift von Marlene Deibl

Literatur:
Karoline Walter, Guten Abend, gute Nacht. Eine kleine Kulturgeschichte des Schlafs, Verlag Hirzel, 2019
Schlaf in himmlischer Ruh, Jesuiten 2021-4 >>>LINK
Jonathan Crary, Vom Schlaf. Le Monde diplomatique, 2014. >>>LINK
Elisabeth Birnbaum, Chillen in der Bibel, feinschwarz.net  >>>LINK
Göttlicher Zustand? Domradio.de >>>LINK