GOTTESDIENSTREIHE

ab 1.3.2025 Gottesdienstreihe in der Fastenzeit

Das Buch Richter

Im vergangenen Sommer haben wir in Drosendorf das Buch Richter gelesen.

Das ist heftige Lektüre! Skurrile Geschichten von Held*innen und Herrschern, von Krieg und Gewalt, mit Täter*innen und Opfern in großer Zahl. Verstörend,wie ungeschönt die Brutalität des Krieges dargestellt ist, noch verstörender ist, dass das alles leider noch immer aktuell ist.

Konflikte um Land, Kriege zwischen eigentlich recht verwandten Stämmen und Völkern, Fragen des Zusammenlebens in kultureller Vielfalt. Fragen v.a. um die rechte Form der Gesellschaftsordnung und Herrschaft: das Buch Richter zeigt den Übergang von einer Stammesgesellschaft, die durch charismatische Richterpersönlichkeiten geführt wurde zur Errichtung einer Königsdynastie und Staatsgründung. Hier im Übergang wird noch kontrovers diskutiert, ob eine Königsherrschaft förderlich ist oder nicht, ob sie dem JHWH-Glauben entspricht oder eine Eigendynamik an Machtinteressen entwickelt.

Das Buch Richter enthält sowohl kritische als auch königsfreundliche Äußerungen und Deutungen. Und einen schonungslosen Blick auf die eigene Geschichte, in der man nichts aus den Fehlern gelernt hat.

Auffallend bei all den unglaublichen Räubergeschichten ist die große Zahl an Frauen, die dabei eine Rolle spielen, oft eine entscheidende: sei es als Prophetin, Richterin, Heldin, die den Feind umbringt, oder auch als Opfer von väterlichen Versprechen oder Rachegelüsten oder sexueller Gewalt. Ein heftiges Buch, ein verstörendes Buch.Es beschreibt ungeschminkt Realität; moralische Urteile oder theologische Sinndeutung bietet es nicht. Gott kommt selten vor, und dann in zweifelhafter Rolle.

„Warum lesen wir sowas in St. Ruprecht?“ Ja, natürlich sollte man kennen, was in der Bibel steht. „Aber warum lesen wir das im Gottesdienst, wenn es so gar nicht erbaulich ist?“ Vielleicht macht es uns aufmerksam im Umgang mit Macht und Herrschaft, zeigt, wohin die Spirale der Gewalt führt und was Krieg anrichtet.

Vielleicht lässt sich ja doch was aus der Geschichte lernen? Vielleicht helfen die märchenhaften Züge, tiefenpsychologisch betrachtet, für die eigene Held*innenreise, die persönliche Reifungsgeschichte? Auf jeden Fall ist es ein spannendes Buch, das uns durch die Fastenzeit begleiten wird.

Renate Hochmeister

nach Ostern: Philippi, Europa

Am Anfang steht eine Vision. „Sie durchwanderten Mysien und kamen nach Troas hinab.“
Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ (Apg 16,8f) Die Stadt Philippi, römische Kolonie im heutigen Nordgriechenland am Thrakischen Meer, ist der erste Kristallisationspunkt des Christlichen in Europa. In Philippi gründet Paulus um das Jahr 50 die erste Gemeinde auf europäischem Festland.
Eine Frau namens Lydia öffnet hier als erste ihr Haus für das Evangelium. Lydia, die Purpurhändlerin. Purpur, kostbarster Naturfarbstoff für kaiserliche Garderobe. Circa 12.000 Purpurschnecken sind nötig, um ein einziges Gramm reines Purpur zu gewinnen. Kostenpunkt heute: etwa 3000 Euro. „Sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz.“ (Apg 16,14) .
Schon beim ersten Aufenthalt in Philippi landen Paulus und sein Begleiter Silas im Gefängnis. Sie werden auf den Markt vor die römische Stadtbehörde geschleppt. „Diese Männer bringen Unruhe in unsere Stadt!“ (Apg 16,20) .
Vom gesetzestreuen Pharisäer und fanatischen Christenverfolger Saulus gewandelt zum Apostel der Heidenchristen steht der Name Paulus auch für radikalen Aufbruch. „Brich auf, denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden.“ (Apg 22,20)
Wenige Jahre nach Gründung der Gemeinde in Philippi schreibt Paulus einen Brief an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind. Wieder sitzt er im Gefängnis. Immer wenn ich für euch bete, tue ich es mit Freude. Der Philipperbrief steht im Fokus einer vierteiligen Themenreihe zwischen Ostern und Pfingsten.

Christian Stuhlpfarrer

Infos zu vergangenen Gottesdienstreihen:

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