RUNDGANG
Geschichtliches
Die Ruprechtskirche gilt als die älteste noch erhaltene Kirche Wiens. Geweiht ist sie dem Salzburger Landesheiligen, Bischof Rupert/Ruprecht. Einer Legende nach hätten zwei Gefährten des Hl. Ruprecht bereits im Jahr 740 an diesem markanten Platz eine Kirche gegründet. Die heutige Geschichtsforschung hält dagegen das frühe 9. Jhdt. für wahrscheinlicher.
Erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1200.
Ihr heutiges Aussehen erhielt die Ruprechtskirche ab dem frühen 12. Jhdt. Aus dieser Zeit sind die unteren Turmgeschoße und das Langhaus (= das heutige Hauptschiff. Im 13. Jhdt. wurde die Apsis errichtet, das Seitenschiff im 14. Jhdt. angebaut.
Weitere Umbauten erfolgten im Laufe der Zeit.
Das Langhaus (= Hauptschiff)
Bei einer Umgestaltung im 17. Jhdt. wurden die Fensteröffnungen der Nordwand und die Bögen zum Seitenschiff auf ihre heutige Größe gebracht.
Die flache Holzbalkendecke wurde im Zuge einer Renovierung in den 1930er-Jahren eingezogen.
Statuen
An der bogendurchbrochenen Südwand ziehen zwei Holzstatuen die Blicke an:
Die Ruprechts-Statue am vorderen Pfeiler ist auf die Zeit um 1370 datiert, die bemerkenswerte spätgotische Madonna stammt aus 1510-20. Auf der Unterseite der Hängeskulptur fällt ein dunkles Gesicht als Besonderheit auf. Dieses wird oft als Gesicht des Mondes interpretiert.
Fenster von Lydia Roppolt
Die Buntglasfenster der Nordwand wurden 1992-1993 von der international bekannten Künstlerin Lydia Roppolt (1922-1995) gestaltet. Sie zeigen in figürlichen Darstellungen einen 3teiligen biblischen Zyklus, Das Lob über die Errettung aus Not und Bedrängnis: Daniel in der Löwengrube, Jona und der Wal, Die drei Jünglinge im Feuerofen.
Die Apsis (=Altarraum) und ihre Fenster
Nach dem großen Stadtbrand von 1276 errichtet, schließt die Apsis an das Langhaus an. Um einen Einsturz zu verhindern, wurde sie in den 1820ern kontrolliert abgetragen und neu errichtet, wobei für das Gewölbe die alten Steine genommen wurden.
Dominanter Blickfang ist der in seinen unteren Schichten noch romanische Steinaltar.
Im mittleren Fenster der Apsis befinden sich zwei Buntglasbilder, die als die ältesten, noch erhaltenen Wiens bezeichnet werden und auf die Zeit um 1300 datiert sind. Sie zeigen die Kreuzigung Jesu (mit Maria und Johannes) sowie die thronende Madonna mit dem Jesuskind.
Die darunter befindliche Inschrift stammt aus den 1930er-Jahren und erzählt in knappen Worten die eingangs erwähnte Gründungslegende.
Die seitlichen Fenster sind von Heinrich Tahedl aus dem Jahr 1949 und zeigen Szenen aus dem Wirken des Hl. Ruprecht in Salzburg.
Im Fenster an der Nordseite der Apsis griff Lydia Roppolt die Thematik der Gründungslegende auf.
Das Seitenschiff
Auch in den Fenstern der Südwand und der Apsis des Seitenschiffes stammen die Fenster von Lydia Roppolt. Auch hier begegnet uns ein thematischer Zyklus: Das Lob der Schöpfung. Allerdings orientieren sich die Bilder nicht an den biblischen Schöpfungstagen, sondern an Gedichten, die der langjährige Kirchenrektor P. Joop Roeland OSA verfasst hatte.
Im letzten Fenster „Begegnung mit Menschen“ ist der Text des entsprechenden Gedichtes in die Darstellung integriert.
Auf dem neogotischen Seitenaltar befindet sich ein weiteres Objekt zeitgenössischer Sakralkunst: der 1998 von Ignaz Kienast (*1961) geschaffene Tabernakel. Die in die Vorderseite des Bronzekorpus eingearbeiteten Fassdauben bieten eine vielschichtige Symbolik.
Schräg davor der Taufbrunnen von 1500.
An der Westwand hängt über der Emporenstiege ein Gemälde des sogenannten Wiener Schmidt aus dem frühen 18. Jhdt: „Die Glorie des Hl. Ruprecht“.
Des Weiteren bemerkenswert:
Unter der Empore steht an der Nordwand der Reliquienschrein des Hl. Vitalis mit einem barock bekleideten Skelett, das aus den Katakomben Roms stammen soll. Schreine dieser Art waren im 18. Jhdt. weit verbreitet.
Das unterste Geschoß des Turmes ist als marianisch geprägter Andachtsraum gestaltet und beherbergt eine Schwarze Madonna, die 1830 aus Privatbesitz stammend der Ruprechtskirche überlassen wurde.
An der Hinterwand der Kirche ist ein Ruprechts-Relief aus der Renaissance angebracht.